Am 14. April 2021 fiel der Startschuss für das Projekt „Norddeutsches Reallabor“ (NDRL), das in vier Hubs in Hamburg, Brunsbüttel, Schwerin und Haurup gebündelt werden soll. Das NDRL wird im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung als ein „Reallabor der Energiewende“ gefördert. Im Fokus der Projektpartner, die die Wertschöpfungskette der Energiebranche von der Erzeugung, über die Verteilung und Speicherung bis zum Verbrauch abdecken, stehen die Sektorkopplung mit grünem Wasserstoff und Quartierslösungen im Wärmebereich.
Insgesamt werden neun Elektrolyseure mit einer Wasserstofferzeugungskapazität von 43 MW, die u. a. in einer 2,4 MW Wind-to-Gas Anlage in Brunsbüttel integriert werden, den grünen Wasserstoff bereitstellen. Dieser soll den industriellen Einsatz von fossilem Erdgas ersetzen, zur Produktion von Grundchemikalien verwendet und zudem für den individuellen Personenverkehr sowie in der Transportlogistik als Kraftstoff aufbereitet werden. In diesem Zusammenhang soll auch die Umstellung des bestehenden Gasverteilnetzes auf Wasserstoffbetrieb getestet werden.
Demonstrationsanlagen, die an eine Müllverbrennungs- und an eine Industrieanlage in Hamburg angeschlossen sind, sollen zudem Abwärme in einem jährlichen Umfang von 700 GWh gewinnen. Die so gewonnene Wärme wird insbesondere im Winter direkt in das bestehende Fernwärmenetz in Hamburg eingespeist. Für den Sommer, in dem der Wärmebedarf geringer ist, wird ein natürlicher Aquiferspeicher eingebunden. Dieser besteht aus einer geologischen Formation, die das Grundwasser nicht tangiert und die die Wärme mit einer Temperatur von 85 Grad Celsius im Juli aufnehmen kann. Durch eine Förderungstechnologie kann diese Wärme mit einer Temperatur von 65 Grad Celsius im November extrahiert und zusätzlich dem Fernwärmenetz zugeführt werden.
Insgesamt umfasst das Norddeutsche Reallabor 25 Einzelprojekte mit 18 Demonstrationsanlagen. Es beteiligen sich 50 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Durch die Anwendung der Sektorkopplung plant das NDRL ca. 570.000 Tonnen CO2 jährlich einzusparen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert das Norddeutsche Reallabor bis zum Projektende am 31. März 2026 mit rund 52,3 Mio. Euro.
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