Anfang September 2020 hat Freudenberg Sealing Technologies eine Kooperation mit der Quantron AG zur Entwicklung eines neuen Brennstoffzellenantriebes für schwere Nutzfahrzeuge verkündet. Konkret geht es um 40-Tonnen-LKWs, die bevorzugt in der Warendistribution oder von Speditionen für den Transport auf der Langstrecke genutzt werden. Das Projekt wird durch das Bayerischen Energieforschungsprogramm des Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert.
In der Warenauslieferung im urbanen Raum können batterieelektrische Transporter bzw. 7,5 Tonnen LKWs perspektivisch wirtschaftlich eingesetzt werden. Auf interregionalen bzw. europäischen Transportverbindungen sind Reichweite, Tankzyklen und Nutzlast inadäquat. Lange Ladezeiten für batterieelektrische LKWs, eine geringe Reichweite durch geringe Energiedichten der Batterien, eine negative Korrelation von Reichweite und Nutzlast sowie Effizienzverluste bei Staus bzw. Umleitungen sind diesbezüglich als Problem für den Langstreckeneinsatz anzuführen. Hier soll der wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenantrieb eine Perspektive für einen emissionsfreien Transport bieten. So soll etwa abhängig von der Größe der Wasserstofftanks der Tankvorgang in zehn bis fünfzehn Minuten abgeschlossen sein. Das Umweltbundesamt beziffert das Einsparpotential durch den Einsatz eines wettbewerbsfähigen Brennstoffzellenantriebes im Bereich Truck & Bus in Deutschland auf 46 Mio. Tonnen CO2.
Im Zuge des Entwicklungsprojektes wird das Dieselaggregat durch einen Brennstoffzellenantrieb ersetzt. Dieser setzt sich aus einer Kombination aus Brennstoffzellenmodulen, Wasserstoffspeicher und Batteriepacks zusammen, die hinter bzw. unter dem Fahrerhaus des LKW installiert werden. Bis Mitte 2021 soll das erste Fahrzeug „Energon“ auf den bayerischen Straßen Praxistests unterzogen werden. Im Anschluss wird der Brennstoffzellenantrieb im Dauerbetrieb getestet, um Funktionalität, Alltagstauglichkeit und Robustheit insbesondere mit Blick auf das reale Schwerlastprofil zu überprüfen. Hierbei wird etwa der Antrieb in unterschiedlichen Lastprofilen (z. B. Bergauffahrt), die Bedienbarkeit und das Fahrverhalten getestet. Zudem ist für Logistikunternehmen die dauerhafte Nutzbarkeit des Fahrzeuges in Verbindung mit niedrigen Servicekosten entscheidend.
Ziel ist hierbei, eine Betriebsdauer von 35.000 Betriebsnutzungsstunden des Brennstoffzellenantriebs zu gewährleisten (durchschn. Lebensdauer PKW: 5.000 bis 8.000 Betriebsbenutzungsstunden). Damit LKWs sich gegenüber dem Dieselantrieb wirtschaftlich rechnen (Bemessungsgrundlage: Total Cost of Ownership TCO), benötigen sie eine verlässliche Dauerauslastung.
Freudenberg Sealing Technologies verfügt nach eigenen Angaben bei der Entwicklung des Brennstoffzellenantriebs für Schwerlastkraftwagen über eine passende Wertschöpfungstiefe. So können an den deutschen Standorten des Unternehmens Gasdiffusionsanlagen, permeationsoptimierte Dichtungsmaterialien und Katalysatoren hergestellt werden, die eine vollintegrierte Membrane-Electrode-Assembly (MEA) ermöglichen. Perspektivisch soll allerdings ein „local-to-local“ Ansatz verfolgt und entsprechende Produktionsstandorte in allen Triademärkten (z. B. NAFTA, EU, Ostasien) aufgebaut werden.
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